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Anka Lorencz: 2023 war kein einfaches Jahr für die österreichische Fleischwirtschaft!

Kommentar der Bundesinnungsgeschäftsführerin der Lebensmittelgewerbe

2023 war kein einfaches Jahr für die österreichische Fleischwirtschaft.

„Schon wieder!“ möchte man sagen. Das Corona-Virus „erfreut“ uns immer wieder mit neuen Varianten, viele Betriebe klagen über massive krankheitsbedingte Ausfälle beim Personal und das noch dazu in einer Situation des eklatanten Fachkräftemangels. Und nicht nur an Fachleuten mangelt es landauf – landab, auch Hilfskräfte sind kaum zu bekommen.

Erfreulich ist, dass der rasante Sinkflug bei den Lehrlingszahlen, wie er in den letzten Jahren leider zu beobachten war, gestoppt werden konnte. Mit knapp über 300 Lehrlingen ist die Branchenausbildung jetzt schon seit drei Jahren auf einem stabilen Wert. Trotzdem braucht es unverminderte Anstrengungen, das Berufsbild der Fleischverarbeitung, das so viele unglaublich kreative Möglichkeiten eröffnet, noch besser den jungen Menschen – und natürlich auch den Eltern – näher zu bringen.

Fünf Jahre ist es her, dass die Meisterprüfung der Fleischer als eine der fünf ersten Prüfungen in Österreich die Anerkennung auf Stufe 6 des Nationalen Qualifikationsrahmens, der in der ganzen EU akzeptiert wird, erhalten hat und damit dem Universitätsabschluss einer „Bachelors“ ebenbürtig wurde.

Die neue Prüfung auf Basis von Fertigkeiten und Kompetenzen wurde sehr gut aufgenommen. Sind es doch Situationen, die Alle aus den Betrieben kennen, die es hier meisterlich zu lösen gilt. Im November 2023 wurde begonnen, die Prüfung einem Relaunch zu unterziehen. Alle Elemente werden einer kritischen Prüfung unterzogen, neue Herausforderungen, wie Digitalisierung und der Umgang mit Sozialen Medien, eingearbeitet. Nur so kann es gelingen, den hohen Anspruch der Branche, junge Menschen auf einem Niveau gleichwert dem Bachelor auszubilden, gerecht zu werden.

2023 hielt die Teuerungsflut auch in der Fleischwirtschaft unvermindert an. Die Rohwarenpreise waren vor allem im Schweinesektor immer noch extrem hoch, die Betriebe verzweifelt auf der Suche nach Rohware. Weil es schon seit Monaten schlicht und ergreifend zu wenig Ware gab.

Nicht nur bei uns, auch in den großen schweineproduzierenden Ländern der EU, wie Deutschland und Spanien, fehlten rund 20 % der benötigten Tiere. Dass sich der Markt in einer solchen Situation nicht wirklich beruhigt, liegt auf der Hand.

Positiv festzuhalten ist, dass der lange und warme Sommer die Grillfreuden wieder zur Hochblüte gebracht hat. In ganz Österreich wurden Fleisch und Wurst in geselliger Runde mit Freuden verzehrt. Auch die auflagefertigen Waren – wie Barbecue-Platten – waren heuer beliebter denn je. Offenbar wollte man sich wieder mal richtig etwas gönnen. Feste, wie Hochzeiten, Feuerwehr- Events, aber auch große private Gartenpartys waren diesen Sommer ein sehr wichtiges Standbein der Branche.

Auch die Lieferungen an Hotellerie und Gastronomie konnten vermehrt wieder auf- genommen werden. In vielen Gebieten Österreichs konnte heuer das Vor-Covid-Niveau nicht nur erreicht, sondern dank einer sehr starken Tourismussaison sogar übertroffen werden.

Die Energiesituation habe sich gebessert – hört man.
Aber ist hier wirklich längerfristig wieder „Alles gut“? Der schreckliche Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine dauert unvermindert an, zuletzt war wieder einmal eine der Gaspipelines in der Ukraine betroffen. Österreich ist nach wie vor auf Gasimporte angewiesen und die Fleischwirtschaft als eine der energieintensivsten Bran- chen im Bereich der kritischen Infrastruktur wäre massiv von Versorgungsengpässen betroffen. Ein Umrüsten der Betriebe auf andere, nicht fossile Energieträger ist mehr als schwierig.

Nach zwei Monaten mehr als zäher Verhandlungen schien es im September 2022 endlich gelungen, die Regierung davon zu überzeugen, dass eine Unterstützung der Unternehmen in Bezug auf die exorbitanten Energiekosten unumgänglich ist. Ein Hilfspaket wurde ausgearbeitet, das vor allem ganz kleinen Unternehmen rasch helfen sollte.

Die Erleichterung war groß. Doch wie so oft folgte dem bald die Ernüchterung. Rasch war klar, dass die Einreichung letztlich weder einfach noch unbürokratisch sein würde. Und mit der – zugegebener Weise EU-konformen – Festlegung des Produktionswertes war der Großteil der Fleischerbetriebe in Bezug auf diese Unterstützung „draußen“.

Für uns hieß das: sofort zurück zum Verhandlungstisch. Zähes Ringen in Tag- und Nachtschichten. Endlich der vermeintliche Durchbruch, Handschlag auf den „Energiekostenzuschuss 2“, der die Lücken der ersten Förderung schließen und zügig umgesetzt werden sollte – und auch gleich budgetiert wurde.

Das war im Februar 2023. Letztlich musste mehr als ein halbes Jahr ins Land gehen, mit unzähligen Vorstößen und weiteren Verhandlungen, bis diese Förderung wieder Fahrt aufnahm. Erst mit 16. Oktober 2023 konnten Voranmeldungen zum EKZ 2 eingereicht werden, wobei der Voranmeldezeitraum mit 2. November extrem kurz bemessen war.

Ein sehr starkes Lebenszeichen der österreichischen Fleischwirtschaft brachte der Herbst 2023. Und das gleich in dreifacher Hinsicht: Anfang September konnte ein großartiger Ferdinand Sorger mit einer fulminanten Leistung den vierten Platz bei den EuroSkills, der Europameisterschaft der Fleischer erringen. In einem sehr starken Konkurrenzfeld lag er letztlich nur wenige Punkte hinter dem drittplatzierten Kandidaten aus Frankreich.

Wenige Woche danach wurde im Fleischkompetenzzentrum in Klagenfurt der Internationale Fleisch- und Wurstwarenwettbewerb gestartet. Ein hochkarätiges Jurorenteam aus Österreich, Deutschland und Frankreich konnte weit über 600 eingereichte Produkte – von Klassikern, wie Brühwürste bis hin zu essfertiger Convenience – auf Herz und Nieren prüfen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen! Von 628 Produkten erreichten 419 Produkte Gold, das heißt 90 von 100 möglichen Punkten, viele davon sogar mit Höchstpunktezahl!

Fünf Betriebe konnten sogar in mehreren Disziplinen Höchstleistungen erbringen und damit „Serien-Gold“ erreichen. Am 16. November wurden diese Betriebe von Bundesminister Norbert Totschnig ins Landwirtschaftsministerium nach Wien eingeladen und von ihm auch persönlich geehrt.

Der Oktober stand dann wieder ganz im Zeichen der Skills. Zum ersten Mal wurde in Österreich eine Staatsmeisterschaft der Fleischer ausgetragen! Im Rahmen der Welser Messe „Jugend und Beruf“ konnten die jungen Fachleute ihr Können vor einem großen und begeisterten Publikum eindrucksvoll unter Beweis stellen. Der Sieg und damit der Titel der „Staatsmeisterin“ ging an Carolin Pirolt.

Das Fleischerhandbuch 2023 soll Sie unterstützen, wertvolle Informationen und Tipps für die Weiterentwicklung Ihres Unternehmens zu gewinnen und sich zu vernetzen. Es ist als Handbuch ebenso verfügbar wie als e-paper auf der Website www.fleischundco.at

Der Bundesverband der Fleischer und das Team von Fleisch & Co wünschen Ihnen ein erfolgreiches Jahr 2024.

Mit kollegialen Grüßen

DI Anka Lorencz

Fleisch & Co

Das Fachmagazin für Fleischer, Fleischindustrie und fleischverarbeitende Direktvermarkter bietet Fachinformationen von der Erzeugung über die Verarbeitung bis zur Vermarktung von Fleisch und Fleischprodukten. Haben Sie interessante Themen für die Branche? Wollen Sie Kooperationspartner werden? Dann melden Sie sich bei uns.

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